Die Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Trotzdem können wir keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben übernehmen.
Die digitale Barrierefreiheit gewinnt zunehmend an Bedeutung. Mit dem bevorstehenden Barrierefreiheitsstärkungsgesetz stehen viele Unternehmen vor neuen Herausforderungen und Chancen zugleich. Wir beleuchten, was das Gesetz bedeutet und stellen fünf Tools vor, die dir helfen, digitale Inklusion auf deiner Webseite sicherzustellen.
Wusstest du, dass jede vierte Person in der Europäischen Union (EU) auf einen barrierefreien Zugang zu Informationen und Funktionen des Webs angewiesen ist? Da auch digitale Barrierefreiheit ein grundlegendes Element der Inklusion von Menschen mit Behinderungen darstellt, engagiert sich die EU für die Vermeidung von typischen Hürden wie Texte mit wenig Kontrast, Videos ohne Untertitel oder komplizierte Texte.
Als Folge tritt für die meisten Unternehmen in der EU ab 28. Juni 2025 das neue Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft – auch bekannt als EN 2019/882 oder European Accessibility Act (EAA). Dieses Gesetz bringt nicht nur Verpflichtungen mit sich, sondern bietet Unternehmen auch die Möglichkeit, von einer verbesserten Benutzererfahrung und Zielgruppen-Ansprache zu profitieren. Selbst Organisationen, die von der Pflicht ausgenommen sind, können aus den Vorgaben Vorteile ziehen.
Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick darauf, was das Gesetz für dich und dein Unternehmen bedeuten kann. Zusätzlich dürfen auch einige der bekanntesten Tools nicht fehlen, die du nutzen kannst, um die Barrierefreiheit auf deiner Website zu überprüfen und sicherzustellen.
Stell dir vor, du bist in einer Stadt unterwegs, in der jeder problemlos von einem Ort zum anderen gelangen kann, ganz gleich, ob sie einen Rollstuhl oder einen Kinderwagen schieben oder mit einem Blindenstock die Umgebung ertasten. Diese Stadt ist so gestaltet, dass sie für alle zugänglich ist, ohne Hindernisse oder Barrieren. Das ist das Konzept der Barrierefreiheit in der realen Welt. Aber wie sieht es im digitalen Raum aus?
Barrierefreiheit im Internet bedeutet, dass alle Personen, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Einschränkungen, mühelos auf Informationen zugreifen können. Es geht darum, digitale Barrieren zu beseitigen, sodass jeder das Internet vollständig nutzen kann.
Im Klartext bedeutet das zum Beispiel:
Kurz gesagt: Barrierefreiheit im Web öffnet die Türen zu einem Internet, das von jedem genutzt werden kann, unabhängig von individuellen Bedürfnissen oder Fähigkeiten. Es ist die Vision einer digitalen Welt, die für alle gleichermaßen zugänglich ist. Klingt fantastisch, nicht wahr? Lass uns nun genauer betrachten, wie wir diese Vision Realität werden lassen können.
Digitale Barrierefreiheit ist bereits seit 2018 für viele öffentlichen Stellen im europäischen Raum Pflicht. Dazu gehören Hochschulen, Universitäten, Fachhochschulen sowie viele andere Organisationen, deren Website zu mindestens 50 Prozent aus öffentlichen Geldern finanziert wird. Im Rahmen der Richtlinie (EU) 2016/2102 im Bundesgleichstellungsgesetz (BGG) sind diese Organisationen schon dazu verpflichtet, ihre digitalen Angebote barrierefrei zugänglich zu machen, also alle internen sowie externen Office-Dokumente, PDFs, Intra- sowie Extranets.
Ab 28. Juni 2025 wird diese Pflicht in Form des BFSGs auf die meisten Unternehmens-Websites und Webshops in der EU ausgeweitet. Dabei müssen unter anderen folgende Kriterien berücksichtigt werden:
Du siehst: Die Liste der Anforderungen für digitale Inklusion ist umfangreich, und wie du dir denken kannst, ist das noch längst nicht alles, was es zu dem Thema zu sagen gibt. Im Folgenden schauen wir uns deswegen die Vorgaben genauer an, um dir dabei zu helfen, die Herausforderungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes noch besser zu verstehen.
Tauchen wir nun tiefer in die Richtlinien ein, die die Basis für das BFSG bilden: Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG). Diese Leitlinien folgen vier Prinzipien, welche die Grundlage für einen einheitlichen Standard zur Schaffung eines zugänglichen Webs bilden:
Die WCAG wurden auch in den Bestimmungen der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV) berücksichtigt, welche in Deutschland Teil der Umsetzung der Richtlinie (EU) 2016/2102 und des EAA darstellt und deshalb für dich und dein Unternehmen von besonderer Relevanz ist. Bei der Überprüfung deiner Webseite auf Barrierefreiheit ist deshalb diese Liste der Prüfkriterien nach BIK besonders hilfreich, weil sie dir unter Einbeziehung der BITV einen realistischen Überblick über die notwendigen Schritte zur Verbesserung der Zugänglichkeit auf deiner Webseite gibt. Doch bevor du dich direkt in die Details vertiefst, ist es ratsam zu prüfen, ob dein Unternehmen überhaupt unter das BFSG fällt.
Wenn du Hersteller, Händler oder Importeure bzw. Erbringer der unten genannten Produkte bzw. Dienstleistungen bist, ist dein Unternehmen von dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz betroffen und muss ab 28. Juni 2025 gewährleisten, dass diese barrierefrei zugänglich sind.
Ausgenommen vom EAA sind nur Kleinunternehmen mit weniger als zehn Angestellten und einem Jahresumsatz von höchstens zwei Millionen Euro, die keine Produkte in Umlauf bringen. Dies zielt darauf ab, auch die Privatwirtschaft zur Rechenschaft zu ziehen. Es ist daher ratsam, sich rechtzeitig auf das bevorstehende Gesetz vorzubereiten, alleine schon, um rechtliche Risiken wie Abmahnungen von Vertretern und Verbänden und Prozesse bei Anträgen auf Überprüfung der Barrierefreiheit zu vermeiden.
Ziehe deswegen am besten Fachleute wie Designer, Entwickler und insbesondere Barrierefreiheits-Tester wie beispielsweise blinde Menschen mit Screenreadern hinzu, wenn dein Team nicht über entsprechende Fachkenntnisse verfügt. Ein barrierefreier Relaunch sollte ohne die erforderliche Expertise nicht angegangen werden, da die Anforderungen, wie du oben bereits gesehen hast, komplex sind. Auch solltest du eine umfassende externe Qualitätssicherung durch einen externen Barrierefreiheits-Experten involvieren, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein.
Selbst wenn dein Unternehmen zu den Ausnahmen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes zählt, raten wir dir dringend, dich trotzdem eingehend mit digitaler Barrierefreiheit zu beschäftigen. Warum? Weil kein Unternehmen es sich heute noch leisten kann, das Thema Gleichberechtigung in Bezug auf Barrierefreiheit für Mitarbeiter, Kunden und Nutzer zu ignorieren. Hier kommen einige unternehmerische Vorteile und neue Chancen, die du durch digitale Barrierefreiheit erreichen kannst:
Eine barrierefreie Website bringt also keine Nachteile mit sich. Im Gegenteil, sie erweitert die Zielgruppe, vereinfacht die Bedienbarkeit, erhöht den technischen Standard und optimiert die Sichtbarkeit bei Suchmaschinen.
Lass uns nun einen Blick darauf werfen, welche Methoden du anwenden kannst, um digitale Barrierefreiheit für dein Unternehmen sicherzustellen.
Einen ersten Eindruck, was dich bei dem Thema digitale Barrierefreiheit erwartet, hast du bereits mit dieser Liste der Prüfkriterien nach BIK erhalten. Lass dich von ihrer Umfänglichkeit nicht abschrecken. Es gibt jede Menge Tools und andere Möglichkeiten, die dich bei der Umsetzung der Anforderungen des BFSG unterstützen. Von automatisierten Analysen z.B. von Farbkontrasten und Bildbeschreibungen bis hin zu detaillierten Lösungsvorschlägen bieten die folgenden Dienste eine Vielzahl von Funktionen, um sicherzustellen, dass deine Website für alle zugänglich ist. Nutze ruhig mehrere Tools gleichzeitig, um von möglichst vielen Funktionen zu profitieren:
WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool)
Beachte bitte, dass du dich bei der Überprüfung deiner Website nicht allein auf die Bewertung von technischen Tools verlassen solltest. Experten zufolge decken digitale Prüfverfahren lediglich etwa ein Drittel aller potenziellen Benutzerbeschränkungen auf. Daher ist eine umfassende Bewertung der Benutzerfreundlichkeit und Verständlichkeit deines Online-Angebots nur durch die Einbeziehung von Barrierefreiheitsexperten sowie betroffener Personen möglich.
Von verständlichen Beschriftungen bis hin zur Gewährleistung einer guten Benutzerfreundlichkeit auf verschiedenen Geräten – die Anforderungen des neuen Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes sind klar und vielfältig.
Trotz der Herausforderungen bietet die Umsetzung des BFSG aber auch eine Chance für Unternehmen, ihre Reichweite zu erhöhen, die Kundenzufriedenheit zu steigern sowie allen Nutzern ein benutzerfreundliches und inklusives Online-Erlebnis zu bieten.
Erleichtert werden kann die Umsetzung der Anforderungen dabei durch die Nutzung von verschiedenen Tools und durch die Einbeziehung von Fachexperten wie Designern, Entwicklern und Barrierefreiheits-Testern.
Du hast zwar noch bis Ende Juni 2025 Zeit, aber starte am besten heute noch mit der Überprüfung deiner Website, um sicherzustellen, dass schon jetzt niemand von deinen digitalen Angeboten ausgeschlossen wird.
Du hast Fragen oder brauchst Unterstützung bei der Verbesserung deiner digitalen Präsenz? Wir sind für dich da:
Die Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Trotzdem können wir keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben übernehmen.