Vor ein paar Wochen sind wir von Pinetco zum ersten Mal auf Objectives and Key Results gestoßen. Hinter den englischen Begriffen steckt ein Organisationsmodell, welches einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg von zahlreichen etablierten Unternehmen wie Google, Twitter oder LinkedIn geleistet hat. Da unsere junge Agentur personell immer weiter wächst und gleichzeitig die Komplexität der Aufgabenbereiche rasant zunimmt, möchten wir in Kürze selbst OKRs in den Alltag des Start Ups integrieren. Inspiriert hat uns dazu unter anderen die Erfolgsgeschichte von mymuesli, die Max Wittrock, einer der drei Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der mymuesli GmbH, auf dem 14. Bergischen Unternehmerkongress in Wuppertal erzählt hat.
Unternehmenserfolg: Die richtige Organisation macht’s
“Warum wir verrückte Ideen brauchen: Die Geschichte von mymuesli” war der Titel von Max Wittrocks anekdotenreichem Vortrag auf der diesjährigen Großveranstaltung der Wirtschaftsjunioren Wuppertal, die unter dem Motto “Grown Up – Wenn Start Ups erwachsen werden” stattfand. Eine Stunde lang haben sich rund 200 Teilnehmer eine der verrücktesten und interessantesten Gründungsgeschichten der letzten Jahre angehört und dabei gelernt, dass unter anderem auch der Einsatz von Objective and Key Results das in 2007 gegründete Passauer Unternehmen zu dem gemacht haben, was es heute ist: Ein Anbieter von individuellen Müsli-Mischungen, der sich den ersten Platz bei den organischen Google-Suchergebnissen für das Keyword “müsli” gesichert hat. Wow!
Und das verdankt mymuesli unter anderem einem Organisationsmodell, was immerhin auch Einsatz bei Google, Twitter und Linkedin findet?
Basis vom OKR Modell: Eine gemeinsame Mission
Grob gesagt, ja. Max Wittrock geht aber näher ins Detail und hebt über 400 Gründe hervor, die dazu beigetragen haben, dass sein Unternehmen so erfolgreich geworden ist: Er spricht natürlich von seinen Mitarbeitern und den beiden Mitbegründern Hubertus Bessau und Philipp Kraiss, die allesamt zusammen mit ihm den Glauben an eine Mission teilen und leben: “Müslifreunde weltweit mit tollen Mix-Kreationen und Müsliwissen glücklicher machen.”
Solch eine gemeinsame Mission ist die Grundlage von Objectives and Key Results. Wenn jeder Arbeitnehmer im Detail weiß, was er zu tun hat und inwiefern seine Aufgaben essentielle Beiträge für die Unternehmensziele darstellen, dann braucht man theoretisch keine Führungspersonen mehr. Jeder weiß dann nämlich, wo die Reise hingehen soll, was und vor allem warum bestimmte Maßnahmen für den Erfolg nötig sind und wie man bessere, eigene Entscheidungen treffen kann – im Idealzustand ist also jeder Mitarbeiter dann ein “kleiner Geschäftsführer”. mymuesli ist sich sicher: Mit OKRs und dem richtigen Team kann man diese Vision – auch in Start Ups – erfüllen.
Team Fit: Mitarbeiter und Chefs müssen sich miteinander wohlfühlen
Wie finden Unternehmen aber gutes Personal, welches sich mit auf diese Reise begeben möchte? Hierbei setzt mymuesli vor allem auf den Aspekt Team Fit. Selbst wenn die Bewerber fachlich hervorstechen: Passen sie nicht zum restlichen Team und würden sich dort nicht wohlfühlen, sind sie schlichtweg ungeeignet. Max Wittrock stellt sich bei neuen Bewerbern deshalb immer die anfangs genannte Frage, die darüber entscheidet, ob man eine Zu- oder Absage bekommt:
“Würde ich zusammen mit dieser Person eine Kreuzfahrt machen und mich mit ihr so dermaßen betrinken wollen, dass wir uns anschließend gemeinsam über die Reling beugen, um uns herzhaft zu übergeben?”
Lautet die Antwort ja und stimmen auch sonst die fachlichen Qualifikationen, ist man also an Bord von mymuesli. Ob dies oder etwas Ähnliches auch ein Kriterium für Ihr Unternehmen ist (bei Pinetco verhält es sich ähnlich – Wir suchen Raketen!), entscheiden Sie natürlich für sich.
Falls Sie OKRs nutzen möchten, ist es jedoch wichtig, dass Sie Menschen mit ins Boot holen, die fachlich gut sind UND die Sie und Ihre Mitarbeiter gerne um sich haben wollen. Ansonsten kann sich nämlich der große Vorteil von OKRs nicht auszahlen: seine vollkommene Transparenz.
OKRs machen Start Ups und etablierte Unternehmen transparenter
Mit dem richtigen Team können Objectives and Key Results dabei helfen, Großartiges zu schaffen. Das klappt vor allem auch deshalb, weil das Organisationsmodell Arbeitsprozesse klar verdeutlicht – ganz gleich, ob die Firma ein Start Up oder bereits ein Grown Up ist: Mit OKRs weiß jeder Mitarbeiter, woran genau seine Kollegen und sogar Vorgesetzten gerade arbeiten und kann sich fragen, was er selbst dazu beisteuern kann, um seine Teammitglieder zu unterstützen und damit das übergeordnete Ziel zu erreichen.
Da OKRs also sehr teamwork-basierend funktionieren und Teams enger zusammenschweißen, ist es wichtig, dass die Kollegen und Chefs besonders gut miteinander klar kommen. Mitarbeiter, die folglich nicht zu Ihnen und Ihrer Crew passen, können den Erfolg von OKRs dann natürlich trüben.
So sieht ein OKR Beispiel aus:
mymuesli formuliert seine Objectives and Key Results folgendermaßen: Jeder Mitarbeiter definiert seine fünf Ziele (maximal) für ein Quartal – die Objectives – über je höchstens vier messbare Meilensteine – Key Results –, die nötig sind, um das Ziel erreichen zu können. Im Blick hat er dabei die Mission bzw. die Ziele des Unternehmens, die immer oberste Priorität haben. Bei allen Aufgaben muss klar sein, ob und inwiefern die eigenen OKRs zu den übergeordneten Objectives der Firma beitragen. Tun sie das nicht, sind sie irrelevant und sollten nicht weiter beachtet werden.
Max Wittrock verweist auf das bekannte Video von Google Ventures mit dem Titel “How Google sets goals: OKRs”. Google schwört immerhin schon seit 1999 – als es selbst noch ein Start Up war – auf Objective and Key Results, die ursprünglich von Intel-Mitgründer Andrew Grove erfunden und letztendlich von Google-Investor John Doerr zum jetzigen Marktführer unter den Internet-Suchmaschinen gebracht wurden. In dem 80-minütigen Video berichtet Google-Mitarbeiter Rick Klau von den ganzen Erfahrungen, die er und seine Kollegen mit OKRs gemacht haben und erzählt beispielhaft, wie OKRs bei einem Football-Team aussehen könnten:
Football Spiel |
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Ziel: Geld einbringen für die Inhaber / Besitzer |
Meilensteine |
Den Super Bowl gewinnen |
Die Sitzplätze sollen zu 88% ausgebucht sein |
Chefcoach/ Cheftrainer | Öffentlichkeitsarbeit |
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Ziel: Den Super Bowl zu gewinnen | Ziel: Die Sitzplätze sollen zu 88% ausgebucht sein |
Meilensteine | Meilensteine |
Mindestens 200 Yard Passlänge insgesamt | 2 Spieler mit einer positiv herausstechenden Persönlichkeit einstellen |
Nummer 3 der Verteidiger-Statistik werden | Fokus der Arbeit auf die besten Spieler (Leistungsbringer) setzen |
Durschnittlich 25 Yards Punt-Return |
Verteidiger | Angreifer | Spezialteams | Presse | Talentsuche |
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Ziel: Nummer 3 der Verteidiger werden | Ziel: Mindestens 200 Yards Passlänge | Ziel: 25 Yard Punt-Return | Ziel: Fokus der Arbeit auf die besten Spieler (Leistungsbringer) setzen | Ziel: Fokus auf Spieler mit einer positiv herausstechenden Persönlichkeit setzen |
Meilensteine | Meilensteine | Meilensteine | Meilensteine | Meilensteine |
Insgesamt weniger als 100 Yards Passlänge | 75% Fertigstellung | Blockierteam | 3 Sonntage lang Sonderartikel bringen | Eine Universität besuchen |
Angelehnt an Beispiel aus Startup Lab Workshop von Google
Drei Aspekte macht das OKR Beispiel deutlich:
- Die Ziele (Objectives) sind von jeder Ebene auf eine darunterliegende Ebene herunter gebrochen worden. Ganz oben stehen die Unternehmensziele.
- Alle Objectives sind klar definiert, hoch ambitioniert und herausfordernd. Den Super Bowl gewinnen? Das macht man nicht mal eben so mit links. Die Sitzplätze sollen zu 88 Prozent ausverkauft sein? Wie soll man das erreichen können?
- Hier kommen die Meilensteine (Key Results) ins Spiel, die immer messbar im Bezug auf ihren Erreichungsgrad sein sollen und daher schon realisierbarer als die Ziele klingen.
So soll verstärkte Öffentlichkeitsarbeit für Schlüsselspieler bzw. für zwei schillernde Persönlichkeiten unter den Spielern dafür sorgen, dass die Fans die Reihen stürmen. Warum nur zu 88 Prozent? Weil 100 Prozent nicht realistisch ist. Also müssen die 88 Prozent dann wirklich erreicht werden? Nein. Die Ziele sollten zwar hoch gesteckt sein, aber wenn nur 70 Prozent der Plätze besetzt werden, hat man das Ziel auch perfekt abgeschlossen. Werden Ziele andauernd vollends erreicht, sind sie nämlich nicht ambitioniert genug gestellt.
Das muss man bei der Auswertung von Objectives and Key Results beachten:
Ein guter Richtwert ist eine Zielerreichung von 75 Prozent. Jedes Teammitglied entscheidet für sich, wie viel Prozent es am Ende des Quartals pro Key Result und Objective erreicht hat. Liegt man unter dem Wert, muss man überlegen, woran das gelegen hat und dies bei der Formulierung der nächsten OKRs berücksichtigen. Vielleicht hat man die Ziele falsch gesetzt oder nicht richtig priorisiert?
Bedenken Sie außerdem: OKRs, die man nicht geschafft hat, werden verworfen. Oder sollte man an solchen Objectives and Key Results festhalten, an denen man theoretisch ein Vierteljahr lang tagtäglich hätte arbeiten können, es aber nicht getan hat? mymuesli und Google sagen: Trennen Sie sich ohne Gewissensbisse von OKRs, die scheinbar doch keinen Mehrwert für Ihre Mission haben, und fokussieren Sie in solch einem Fall lieber auf ein anderes, nützlicheres Ziel!
Unterstützung im Firmenalltag, aber keine Verurteilung
Wichtig: Das OKR Modell ist keineswegs dafür gedacht, Mitarbeiter am Ende des Quartals an den Pranger zu stellen, weil sie bestimmte Ziele nicht erreicht haben. In solchen Fällen geht es vielmehr darum, gemeinsam herauszufinden, wo das Problem liegt und was man dagegen tun kann. Daher sollten OKRs auf der Agenda eines jeden Team-Meetings stehen. Es ist nicht sinnvoll, an einem Tag Ziele und Meilensteine zu definieren und dann monatelang darüber zu schweigen.
Vielmehr sollten Objectives and Key Results ein fester Bestandteil des täglichen Geschäfts von Start Ups oder etablierten Unternehmen werden. Man sollte regelmäßig im Team reflektieren, was gerade die aktuellen OKRs sind und wie der Stand der Dinge ist. Nur so stellt sich der gewünschte Erfolg ein.
Unser Vorschlag eines OKRs-Zeitplans, angelehnt an Googles Empfehlung
Das hilft Ihnen, wenn Sie OKRs in Ihrer Firma einsetzen möchten:
Um loszulegen sind der Startup Lab Workshop von Google und das Gespräch zwischen mymuesli-Gründer Hubertus Bessau und Marco Alberti sehr hilfreich, um alles Wichtige rund um Objectives and Key Results zu erfahren. Schauen Sie sich an, wie es andere Unternehmen machen und lernen Sie von den Besten und Erfolgreichsten – und holen Sie sich Support! Gerade zu Beginn klingt alles in der Theorie logisch und einfach, aber sobald es darum geht, die eigenen OKRs zu formulieren, geraten viele ins Stocken. Dann ist es an der Zeit, einen Profi ausfindig zu machen, der die Praxis schon drauf hat und Tipps geben kann. Kontaktieren Sie uns auch gerne dazu: Wir freuen uns auf einen regen Austausch mit weiteren Interessierten.
Für die Umsetzung der OKRs setzen Max Wittrock und seine Teams übrigens auf die Nutzung von Google Docs bzw. Google Spreadsheets. Der webbasierte Online-Dienst hat den Vorteil, dass man ortsungebunden so viele Dokumente wie nötig in Google Drive erstellen sowie ändern und zusammen mit anderen Nutzern komfortabel bearbeiten kann – kostenlos. Sobald wir von Pinetco entsprechende OKR Tools für uns ausgearbeitet haben, informieren wir Sie gerne in unserem Blog über unsere Lösung.
Fazit zum OKR Modell
Aller Anfang ist schwer… Das gilt auch für die Einführung von Objectives and Key Results in ein Unternehmen. Vor allem Start Ups werden sich anfangs vielleicht denken, dass die ersten Jahre doch so schon schwierig und arbeitsintensiv genug sind. Warum also wertvolle Zeit in ein ungewöhnliches, absolut transparentes Controlling-System stecken, welches die Unternehmensstruktur komplett auf den Kopf stellen kann?
Ganz einfach: Weil es sich lohnt. Vor allem, wenn eine Firma ein rasantes Wachstum verbuchen kann und folglich die Aufgabenbereiche immer komplexer werden. Ehemalige Start Ups wie Google und mymuesli, die immer noch auf OKRs setzen und jetzt erfolgreich sind, sind das beste Beispiel dafür, dass das Organisationsmodell funktioniert – und sie sind mehr als erpicht darauf, uns Start Ups sowie auch etablierten Unternehmen dabei zu helfen, selbst OKRs einzuführen.
Ganz wichtig bevor Sie starten: Ihr Unternehmen braucht eine klar definierte Mission. Wofür stehen Sie und Ihre Mitarbeiter ein? Was wollen Sie mit Ihren Produkten bzw. Dienstleistungen erreichen? Woran glauben Sie? Formulieren Sie es mit allen Teammitgliedern klar aus, damit jeder weiß, was der Sinn seiner Arbeit für die Firma ist.
Aber bedenken Sie: Alle Mitarbeiter müssen vollends hinter der Mission stehen. Sobald auch nur einer sich nicht damit identifizieren kann, kann das Projekt Objectives and Key Results nicht funktionieren.
Wenn es Ihnen ernst damit ist, haben OKRs folglich auch Auswirkungen auf Ihre zukünftigen Recruiting-Maßnahmen. Dabei kann man es nicht oft genug sagen: Stellen Sie Menschen ein, die nicht nur fachlich überzeugen, sondern auch auf menschlicher Ebene zu Ihnen und dem Rest des Teams passen. Mit den richtigen Mitarbeitern werden Sie nämlich schnell festellen, dass Objectives and Key Results nicht nur funktionieren, sondern auch eine prima Teambuilding-Maßnahme darstellen können.